Safety / 1894

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Velocipedista, Do, 15. März 1888
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Velocipedista, Do, 15. März 1888

Um schwere Stürze wie bei einem Hochrad relativ gering zu halten entwickelten die damaligen Hersteller ein sogenanntes Sicherheitsniederrad auch besser bekannt als Safety. Die Besonderheit lag darin ein Rad mit Kettenantrieb zu bauen welches die Kraft auf das Hinterrad übertrug. Einen Freilauf suchte man bei solchen Rädern vergeblich, da dieser erst Jahre später mit Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden und auf der Markt gebracht wurde.

 

Erst der Umstieg vom Hochrad auf das Sicherheitsniederrad ermöglichte ein breiteres Spektrum der Hersteller für die damaligen Kunden um sich für ein neues Fortbewegungsmittel zu interessieren. Durch verschiedene Konstruktionsformen des Rahmens war es auch der Damenwelt erstmals wirklich möglich aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen. 

 

Mit der Erfindung des Pneumatik-Reifen zur Zeit des Sicherheitsniederrades setzte sich schlussendlich auch mehr Fahrtkomfort gegenüber dem Vollgummireifen durch. Im Jahre 1894 waren bereits 40.000 Stück Pneumatik-Reifen vom Hersteller Continental an Fahrrädern verbaut, welcher sich großer Beleibtheit bei den Kunden erfreuten.  

 

Erwähnenswert ist das die Firma K. Greger aus Wien-Ottakring, Engertgasse 15-17, am 01. Juni 1889, bereits 4000 Velocipede an ihre Kunden ausgeliefert hatte. Angeboten wurden zur dieser Zeit elegante  Hochräder, Safetys und Tandems vom Hersteller Rover (UK) aus feinsten Aluminium sowie zahlreiche Zubehörteile für Fahrräder.

 

Das Sicherheitsniederrad ein Produkt das massentauglich wurde.

 

 

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Velocipedista, Sa, 1. Juni 1889

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek, Allgemeine Sport-Zeitung, 1894, Titelblatt

 

Details zum Safety

 

Charakteristischer Rahmen in Diamantform. Außengemuffter Rahmen in der Höhe von 535mm. Unterschiedliche Rahmenrohrstärke: Oberrohr 220 mm, Sitzrohr 260mm, Unterrohr 280mm. Vordergabel mit Plattengabelkopf. Fußraster.  Lampenhalterung mit der Prägung "T" welches vermutlich für den Herstellernamen "Terrot" stehen dürfte. Lenkstange in der Schaftstärke von 21mm  und Griffdurchmesser von 21mm mit passenden Holzgriffen. Kettenblatt mit 17 Zähnen und mit einem Durchmesser von 14,5 Zentimeter. Rollenkette: Kettenteilung in der Dimension von 1 Zoll. Starre Nabe mit Schraubritzel von 8 Zähnen. Stahlfelgen in der Dimension 28 Zoll auf Vollgummireifen. Messingplättchen "Marque Deposee" übersetzt eingetragenes Markenzeichen am hinteren Laufrad. Ledersattel mit Druckfedern. Blockpedale. Grelot - französisch für Glocke.

 

 

Merkmale:

 

Hersteller: Terrot & Co aus Dijon.

Herkunftsland: Frankreich

Fertigungsjahr: ca. 1894 gefertigt.

Vollgummireifen - Luftlos

Radfahr-Vereine

Quelle: Österr. Nationalbibliothek, Radfahr-Sport, Februar 1894
Quelle: Österr. Nationalbibliothek, Radfahr-Sport, Februar 1894

Durch die wachsende Popularität des Niederrades bei den Bevölkerungsschichten entstanden verschiedenste Radfahrvereine. Eine gemeinsame Interessenvertretung die Radausflüge, Teilnahme an Sportveranstaltungen aber auch Radfahrerfeste mit anschließendem Kränzchen organisierten. Jeder Fahrradverein hatte sein eigenes Banner und Abzeichen wie auch Schärpen für ihre Mitglieder. Auch Fahrradschulen wie von Karl Schug & Alexander Hulla in Wien, boten der Bevölkerung professionelle Hilfestellung  für die neuartige Mobilität an. Anzumerken ist das Karl Schug der Gründer des "Fahrradclubs Rover" war, welches auch auf der rechten Lichtbildaufnahme zu sehen ist. Angemerkt wird das Schug & Hulla eine Generalvertretung für die damaligen englischen Hersteller Raglan Cycle Works und der Starley Brothers inne hatte.

 

Eine Rennbahn mit einer Länge von 800 Metern und stark aufgebauten Kurven wie der Salzburger Radverein "Juvavia" durften damals ihr Eigen nennen. Distanzfahrten wie von München nach Salzburg sowie mehrere große internationale Rennwettfahrten in Wien, Graz und Triest sowie Preiscorsos mit Unterstützung anderer Vereine wurden veranstaltet.

 

Das Kunstradfahrer-Duett der Gebrüder Willi und Oscar Stift (17 und 16 Jahre alt) erregten damals große Aufmerksamkeit. Beim Wiener Cyclisten Club lernten sie die Pflege des Kunst- des Schulfahrens näher kennen und fanden bald gefallen daran, sodass die Gebrüder ganz alleine anfingen Übungen und Figuren am Niederrad einzuüben. Auftritte beim Bundesfest in Brünn oder beim Radfahrfest in St. Pölten, wurden damals erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt. Der Beifall mit denen sie damals überschüttet wurden war wohlverdient. Nicht nur als Kunstradfahrer waren die beiden vielversprechenden Talente tätig, diese waren auch als stramme Radfahrer auf dem Gebiet des Tourenfahrens tätig.

 

Quelle: Österr. Nationalbibliothek, Radfahr-Sport, Februar 1894